Der Pontifex Maximus Paul III, Alessandro Farnese, hat auf seiner Reise in Richtung Genua, wohin er sich begab, um die miteinander im Krieg liegenden Kaiser Karl V und Franz, König von Frankreich zu versöhnen, Rast in Acqui Terme gemacht. Es war der 7. Mai 1538, es war Frühling, und er wandte sich mit diesen Worten an die Stadt: “Aquis tria mirabilia vidi: aquas bullentes, herbas circa eas virentes et mulierem sapientem”.
Von den drei Wundern, die den Papst erstaunten, gibt es immer noch die Schwefelquelle, die bei 75°C im mittelalterlichen Herzen von Acqui Terme, der antiken römischen Aquae Statiellae, entspringt, aber um die Quelle wächst schon lange kein Grün mehr, sie ist zu einem Monument geworden. Es sind die Weinreben, die im Frühling die Hügel mit zartem Grün überziehen und im Herbst in leuchtende, goldrote Farben tauchen. Die weise Frau, Ginevra Scatilazzi, die den Papst mit ihrer Grazie und ihren Worten bezaubert hatte und der die in weissen Stein gemeisselten Worte in der Kathedrale gewidmet sind, findet man in den zahlreichen höflichen, eleganten Mädchen und Frauen wieder, die mit ihrem Lächeln die Restaurants und Weinlokale, Hotels, Kaffeehäuser und Geschäfte leiten.
Somit sind die drei Wunder immer noch vorhanden und können einen weiterhin erstaunen.
Durch die Strässchen schlendern, mit dem Blick auf die Alpen, die einen herrlichen Hintergrund zu der sanft gewellten Landschaft voller Weinreben bilden, die oben auf den Hügeln thronenden Ortschaften erreichen, auf die acht alten Wachtürme treffen. Weiter geht es an und in Schlösser, romanische Pfarreien, Abteien, deren älteste aus dem Jahre 991 stammt und Kirchen und deren Schätze, wie das aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammende Tryptichon des Bermejo Bermejo in der Cattedrale. Den römischen Spuren folgen, die Reste des(Acquedotto Romano ) und das unterirdische Schwimmbad in Acqui entdecken, die heissen Quellen, der Tempel des Acqua marcia und den Lago delle Sorgenti, alles in der Stadt liegend, zu besichtigen, sowie die Museen und die herrliche rationalistische Villa (Ottolenghi ), die einer Familie gehörte, die das letzte Beispiel an Mäzenatentum in Italien darstellte und der Bevölkerung auch das Seniorenheim schenkte, das neben dem Dom liegt, in dem die wunderbare Statue des Verlorenen Sohns von Arturo Martini steht. Und dann eine Pause machen, sich an einen Tisch setzen und die unterschiedlichsten Vorspeisen, das Filetto Baciato, den Käse mit Senffrüchten oder die Konfitüre aus Paprika oder Brachetto, die dampfenden Ravioli, das piemontesische Fritto Misto, das Kochfleisch mit sieben Sossen geniessen, dazu mit Dolcetto oder Barbera anstossen und die Amaretti in den Muskateller eintunken und die Erdbeeren im Brachetto eintauchen… all dies bedeutet, die Vergangenheit mit der Gegenwart zu verbinden. Das bedeutet, seine eigene Identität zu besitzen, eine Säule, auf die man sich stützen kann, um in die Zukunft zu blinzeln und ihr zuzulächeln.